Unter den Menschen und Borsdorfer Äpfeln sind nicht die glatten die besten, sondern die rauhen mit einigen Warzen. – Jean Paul
Wahre Manager haben für jedes Problem eine Lösung; richtige Juristen für jede Lösung ein Problem. – Jean Paul
Mit einer Kindheit voll Liebe aber kann man ein halbes Leben hindurch für die kalte Welt haushalten. – Jean Paul
Mut besteht nicht darin, dass man die Gefahr blind übersieht, sondern darin, dass man sie sehend überwindet. – Jean Paul
Eine Frau ist der widersinnigste Guß aus Eigensinn und Aufopferung, der nur vorkommen kann. Sie läßt sich für ihren Mann wohl den Kopf abschneiden, aber nicht die Haare. – Jean Paul
Das Alter ist nicht trübe, weil darin unsere Freuden, sondern weil unsere Hoffnungen aufhören. – Jean Paul
Der bessere Sonntagsanzug gibt bei dem Volke der Kirche Heiligkeit und predigt früher als der Mantel des Pfarrers. – Jean Paul
Nichts macht die Menschen vertrauter und gegen einander gutgesinnter als gemeinschaftliche Verleumdung eines Dritten. – Jean Paul
Selten verstehen die Nachfolger eines Genius das bis in den Leuchter herabgebrannte Licht hinaufzuschieben; daher schmilzt Licht und Leuchter. – Jean Paul
Man kann einen seligen, seligsten Tag haben, ohne etwas Anderes dazu zu brauchen als blauen Himmel und grüne Erde. – Jean Paul
Kinder und Uhren dürfen nicht beständig aufgezogen werden. Man muß sie auch gehen lassen. – Jean Paul
Manche Irrtümer erscheinen wie der Mond aus der Ferne in milder Gestalt und Dämmerung, tritt man aber nahe vor sie, so zeigen sie wie der Mond vor dem Sternseher ihre Abgründe und Feuerberge. – Jean Paul
Um zur Wahrheit zu gelangen, sollte jeder die Meinung seines Gegners zu verteidigen suchen. – Jean Paul
Die Frauen zeigen mehr Geschmack, wenn sie eine andere, als wenn sie sich selbst anzukleiden haben, aber eben, weil es ihnen mit ihrem Körper geht wie mit ihrem Herzen: Im fremden lesen sie besser als im eigenen. – Jean Paul
Wenn auch die Freude eilig ist, so geht doch vor ihr eine lange Hoffnung her, und ihr folgt eine längere Erinnerung nach. – Jean Paul
Im Leben ist's wie am Himmel: Eben dadurch, daß Sternbilder auf der einen Seite untersinken, müssen neue auf der anderen herauf. – Jean Paul
Wir finden Gott zweimal, einmal in, einmal außer uns: In uns als Auge, außer uns als Licht. – Jean Paul
Das Schönste an jedem Feiertag ist die Aussicht auf einen zweiten. Daher ist der letzte stets ein Aschermittwoch. – Jean Paul
Wer verrät, er verwahre ein Geheimnis, hat schon dessen eine Hälfte ausgeliefert. Die zweite wird er nicht lange behalten. – Jean Paul
Die Natur hat das Weib unmittelbar zur Mutter bestimmt; zur Gattin bloß mittelbar; so ist der Mann umgekehrt mehr zum Gatten als zum Vater gemacht. – Jean Paul
Manche Seelen entfallen dem Himmel wie Blüten; aber mit den weißen Knospen werden sie in den Erdenschmutz getreten und liegen oft besudelt und zerdrückt in den Fußstapfen eines Hufs. – Jean Paul
Der Tyrann fällt den Geist früher als den Körper an. Ich meine, er versucht, seine Sklaven vorher dumm zu machen, ehe er sie elend macht, weil er weiß, daß Leute, die einen Kopf haben, ihre Hände damit regieren und sie gegen den Tyrannen aufheben. – Jean Paul
Ohne politische Träume stürbe jeder Staatskörper, wie (nach Kant) jeder andere ohne andere. Wer nichts will als Gegenwart, wäre gewiß nicht ihr Schöpfer geworden. – Jean Paul
Der Mann verbeißet die Wunde und erliegt an der Narbe. Das Weib bekämpft den Kummer selten und überlebt ihn doch. – Jean Paul
Das Leben gleicht einem Buche: Toren durchblättern es flüchtig; der Weise liest es mit Bedacht, weil er weiß, daß er es nur einmal lesen kann. – Jean Paul
Großen Seelen ziehen die Schmerzen nach wie den Bergen die Gewitter. Aber an ihnen brechen sich auch die Wetter, und sie werden zur Wetterscheide der Ebene unter ihnen. – Jean Paul
Auf Kinder wirkt nichts so schwach, als eine Drohung, die nicht noch vor Abend in Erfüllung geht. – Jean Paul
In wessen Herz die Kunst sich niederließ, der ist vom Sturm der rauhen Welt geschieden, dem öffnet sich, durchwallt von süßem Frieden, im ewigen Lenz ein stilles Paradies. – Jean Paul
Nur in den Minuten des Wiedersehens und der Trennung wissen es die Menschen, welche Fülle der Liebe ihr Busen verbarg, und nur darin wagen sie es, der Liebe eine zitternde Zunge und ein überfließendes Auge zu geben. – Jean Paul
Die alten Menschen: Wohl sind sie lange Schatten, und ihre Abendsonne liegt kalt auf der Erde, aber sie zeigen alle nach Morgen. – Jean Paul
Die Damen sind allein schuld; sie wollen zu lange, oft ganze Wochen, ganze Monde geliebt werden. Dergleichen geht über unsere Kräfte. – Jean Paul
Jeder hat für seine Besonnenheit seine besonderen Gegenstände: Der eine schweigt hierüber, der andere darüber. – Jean Paul
Die Heiterkeit ist ein wiederkehrendes lichtes Gestirn, ein Zustand, der sich, ungleich dem Genusse, durch die Dauer nicht abnützt, sondern wiedergebiert. – Jean Paul
Es ist weit mehr Heuchelei in der Welt, als man glaubt und als selber die Heuchler glauben; denn sie halten nicht andere für Heuchler. – Jean Paul
Im längsten Frieden spricht der Mensch nicht soviel Unsinn und Unwahrheit wie im kürzesten Kriege. – Jean Paul
Eine Frau oder Geliebte lernt man in einer Stunde mit einer dritten Person besser kennen als mit sich in zwanzig. – Jean Paul
Die Menschen verraten ihre Absichten nie leichter und stärker, als wenn sie sie verfehlen. – Jean Paul
Ein Schmeichler ist's selten aus bloßem Eigennutz, sondern aus Charakter; denn er schmeichelt Niedrigen wie Hohen. – Jean Paul
Kleine Seelen fühlen in ihrem Unglück nur ihren Zustand, große noch Zusammenhang, ihr Ich. – Jean Paul
Freiheit ist ein Gut, dessen Dasein weniger Vergnügen bringt als seine Abwesenheit Schmerzen. – Jean Paul
Eitelkeit ist darum so schwer abzulegen, weil man sie, unter allen Lastern allein, den ganzen Tag genießen kann. – Jean Paul
Unser ganzes Leben ist ein nie wiederkehrender Geburtstag, den wir darum heiliger und freudiger begehen sollen. – Jean Paul
Nichts führt von aller inneren Beschauung weiter ab und vom Blick gegen die verschleierte Welt als Ehrgeiz. – Jean Paul
Die Predigten sind Kehrbesen, die den Unrat von acht Tagen aus den Herzen der Zuhörer herausfegen. – Jean Paul
Nicht der äußere Mensch, sondern der innere hat Spiegel nötig. Man kann sich nicht anders sehen als im Auge eines fremden Sehers. – Jean Paul
Liebe und Kraft oder innere Harmonie und Tapferkeit sind Pole der Erziehung. So erlernte Achilles vom Zentaur zugleich das Lyraspielen und das Bogenschießen. – Jean Paul
Wir sind viel zu höflich, um vor ansehnlichen Leuten ein Ich zu haben. Ein Deutscher ist mit Vergnügen alles, nur nicht er selber. – Jean Paul
Jede Verleumdung, wenn man sie auch verwirft, läßt eine geringere Meinung von Verleumdeten auf kurze Zeit zurück. – Jean Paul
Ohne Lächeln kommt der Mensch, ohne Lächeln geht er. Drei fliegende Minuten lang war er froh. – Jean Paul
Je älter man wird, desto toleranter wird man gegen das Herz und desto intoleranter gegen den Kopf. – Jean Paul
Der Ungläubige an die Menschheit wird ebenso oft betrogen als der Gläubige an die Menschen. – Jean Paul
Am wenigsten stützt Religion und Sittlichkeit auf Gründe. Eben die Menge der Pfeiler verfinstert und verengt die Kirchen. – Jean Paul
Der schönste, reichste, beste und wahrste Roman, den ich je gelesen habe, ist die Geschichte. – Jean Paul
Nur wer irgendein Ideal, das er ins Leben ziehen will, in seinem Inneren hegt und nährt, ist verwahrt gegen die Gifte und Schmerzen der Zeit. – Jean Paul
Stets zwischen zwei Disteln reift die Ananas. Aber stets zwischen Ananassen reift unsere stechende Gegenwart, zwischen der Erinnerung und der Hoffnung. – Jean Paul
Einmal innerlich deine Affekte ganz ausreden lassen und sie abhören und ausfragen, was sie denn eigentlich wollen! – Jean Paul
Das tugendhafte Herz wird, wie der Körper, mehr durch Arbeit als durch gute Nahrung gesund und stark. – Jean Paul
Bei allen Handlungen beständig auf fremde Urteile Rücksicht nehmen ist das Gift unserer Ruhe. – Jean Paul
Wie eine Sonne geht das Herz durch den blassen Gedanken und löschet auf der Bahn ein Sternbild nach dem andern aus. – Jean Paul
Bei einem Argwöhnischen muß man eine Wahrheit so klug, mit soviel Vorsicht und Feinheit vortragen, als wäre es eine Lüge. – Jean Paul
Stille Unterordnung unter Willkür schwächt, stille Unterordnung unter Notwendigkeit stärkt. – Jean Paul
Körperliche Abhärtung ist, da der Körper der Ankerplatz des Mutes ist, schon geistig nötig. – Jean Paul
Der Körper ist der Panzer und Kürass der Seele. Nun, so werde dieser vorerst zu Stahl gehärtet, geglüht und gekältet. – Jean Paul
Gab' es nur einen Vater auf Erden, wir beteten ihn an; gab' es aber nur eine Mutter, wir würden sie verehren und lieben und auch anbeten. – Jean Paul
Wenn Selbsterkenntnis der Weg zur Tugend ist, so ist die Tugend noch mehr der Weg zur Selbsterkenntnis. – Jean Paul
Ein Schatz ist da, der jede Zeit rettet und reinigt; es ist der, den die Natur durch Mütter schickt. – Jean Paul
In Frauen wird man oft aus Langeweile verliebt - man weiß nichts mit ihnen weiter anzufangen. – Jean Paul
Ungleich dem Süden ist der Deutsche weniger ein redseliges als ein schreibseliges Volk, wie seine Registraturen und Bücherschränke ansagen. – Jean Paul
Der Scherz kennt kein anderes Ziel als sein eigenes Dasein. Die poetische Blüte seiner Nesseln sticht nicht. – Jean Paul
Auch für Völker bleibt die Gärtnerregel bewährt, daß man Bäume, wenn sie nicht blühen wollen, durch starke Verletzungen zum Blühen nötigen kann. – Jean Paul
Der Hagestolz hat das Unglück, dass ihm niemand seine Fehler frei sagt, aber der Ehemann hat das Glück. – Jean Paul
Allerdings könnten jetzt die bekehrten Wilden uns selber wieder Heidenbekehrer zuschicken. – Jean Paul
Das stille, häusliche Glück ist darum das edelste, weil wir es ununterbrochen genießen können. Geräuschvolles Vergnügen ist nur ein fremder Gast. – Jean Paul
Selig ist der, dem Gott eine große Idee beschert, für die er allein lebt und handelt, die er höher achtet als seine Freuden! – Jean Paul
Leichter gönnen sogar gute Menschen dem andern jedes Glück, sogar das unverdiente, aber nie das unverdiente Lob. – Jean Paul
Wie unterscheidet sich nun die göttliche Besonnenheit von der sündigen? Durch den Instinkt des Unbewussten und die Liebe dafür. – Jean Paul
Bücher, Zeitungen und Zeitschriften machen nicht gut oder schlecht, aber besser oder schlechter machen sie doch. – Jean Paul
Gehst du furchtsam und zart mit deinen Leiden um, so stechen sie heißer als Brennesseln, wenn man sie bloß leise berührt. Aber gleich ihnen verletzen sie wenig, wenn du sie herzhaft und derb handhabst. – Jean Paul
Humor ist auch eine Erhebung gegen den Himmel. Nur geht man wie der Vogel Merops mit dem Hintern zuerst. – Jean Paul
Man nützt und versteht nur solche Lebensregeln, von denen man die Erfahrungen, worauf sie ruhen, so durchgemacht, daß man die Regeln hätte selber geben können. – Jean Paul
Der Soldat wird kriegerisch, der Dichter dichterisch, der Gottesgelehrte fromm erziehen, und nur die Mutter wird menschlich erziehen. – Jean Paul
Habt Mitleid mit der Armut, aber noch hundertmal mehr mit der Verarmung! Nur jene, nicht diese, macht Völker und Individuen besser. – Jean Paul
Wer den kleinsten Teil seines Geheimnisses hingibt, hat den anderen nicht mehr in der Gewalt. – Jean Paul
Jede hohe Klage und Träne über irgendeine Zeit sagt, wie eine Quelle auf einem Berge, einen höhern Berg oder Gipfel an. – Jean Paul
Der so genannte Aberglaube verdient als Frucht und Nahrung des romantischen Geistes eine eigne Heraushebung. – Jean Paul
Keine Frau kann zu gleicher Zeit ihr Kind und die vier Weltteile lieben. Aber der Mann kann es. – Jean Paul
Die schlimmsten Fehler werden gemacht in der Absicht, einen begangenen Fehler wieder gutzumachen. – Jean Paul
Wenn der Mensch über die Tölpeljahre hinüber ist, so hat er noch jährlich einige Tölpelwochen und Flegeltage zurückzulegen. – Jean Paul
Man lernt Verschwiegenheit am meisten unter Menschen, die keine haben, und Plauderhaftigkeit unter Verschwiegenen. – Jean Paul
In der Liebe wird der Ernst der Jungfrau bezaubern; in der Ehe, die selber ein langer Ernst ist, möchte leichtes Scherzen und Bescherzen der Welt besser einschlagen. – Jean Paul
Der vollendete Umgang mit Menschen ist die Fähigkeit, zugleich ehrlich und liebenswürdig zu sein. – Jean Paul
Man hört immer von Leuten, die vor lauter Liebe den Verstand verloren haben. Aber es gibt auch viele, die vor lauter Verstand die Liebe verloren haben. – Jean Paul
Wollen wir uns die Unsterblichkeit aus dem Weltplan wegdenken, dann ist die sittliche Schönheit auf eine zerfallende Seifenblase gemalt. – Jean Paul
In phantasiereichen Menschen liegen, wie in heißen Ländern oder auf Bergen, alle Extreme enger aneinander. – Jean Paul
Gefühle als leichte Truppen fliehen und kommen, dem Siege der Gegenwart folgend; Begriffe aber bleiben als Linientruppen unverrückt und stehen bei. – Jean Paul
Nur bei Tieren kann ich sicher rechnen, daß sie desto besser gegen mich sind, je besser ich gegen sie bin. – Jean Paul
Zürnet dein Freund mit dir, so verschaff ihm eine Gelegenheit, dir einen großen Gefallen zu erweisen. Darüber muß sein Herz zerfließen, und er wird dich wieder lieben. – Jean Paul
Da der Mensch für seine Liebe dieselbe Einheit sucht, die er für seine Vernunft begehrt; so ist er so lange für oder wider Völker parteiisch, als er ihre Unterschiede nicht unter einer höhern Einheit auszugleichen weiß. – Jean Paul
Ein verdrüßlicher Gott wäre ein Widerspruch, und das Seligsein ist um eine Ewigkeit älter als das Verdammtsein. – Jean Paul
Man würde die Menschen leichter kennen, wenn man nicht jede Handlung als die Folge von Grundsätzen ansähe. – Jean Paul
Man hoffe nie, mit einer Frau sich zu vertragen. mit der man sich als Braut gezankt hat. – Jean Paul
Der rechte Unglaube bezieht sich auf keine einzelnen Sätze und Gegensätze, sondern auf die Erblindung gegen das Ganze. – Jean Paul
Wenn man ein Kind einen Menschen hassen lehrt, der ihm nichts getan, so lernt es die übrigen Menschen auch hassen. – Jean Paul
Wo Religion ist, werden Menschen geliebt und Tiere und das All. Jedes Leben ist ja ein beweglicher Tempel des Unendlichen. – Jean Paul
Der Wein wirkt stärkend auf den Geisteszustand, den er vorfindet: Er macht die Dummen dümmer, die Klugen klüger. – Jean Paul
Alle, die ihr eine Ernte wollt, setzet eine Hoffnung nicht bloß voraus, sondern handelt nach ihr. – Jean Paul
Die Zeit ist ein Augenblick. Unser Erdendasein wie unser Erdengang ein Fall durch Augenblicke. – Jean Paul
Niemand wird in der Welt leichter betrogen - nicht einmal die Weiber und die Fürsten - als das Gewissen. – Jean Paul
Der Aberglaube ist das ungeheure, fast hilflose Gefühl, womit der stille Geist gleichsam in der wilden Riesenmühle des Weltalls betäubt steht und einsam. – Jean Paul
Wer Rügen und Strafen mit einem Gefühle austeilt, als bekomme er sie selber, der kann seiner Gerechtigkeit versichert sein. – Jean Paul
Nicht unser Hirn, sondern unser Herz denkt den größten Gedanken. Unser Herz aber oder unsere Seele oder der Kern unserer Persönlichkeit ist ein Funke aus dem Lebenslichtmeer Gottes. – Jean Paul
Die Kraftlosigkeit liebt Gesetzlosigkeit; denn nicht die Schwäche, nur die Kraft will immer dasselbe, und dasselbe heißt eben Gesetz. – Jean Paul
Fange deine Herzensausbildung nicht mit dem Anbau der edlen Triebe, sondern mit dem Ausschneiden der schlechten an! Ist einmal das Unkraut verwelkt oder ausgezogen, dann richtet sich der edlere Blumenflor von selber kräftig in die Höhe. – Jean Paul
Ein guter Arzt rettet, wenn nicht immer von der Krankheit, so doch von einem schlechten Arzte. – Jean Paul
Kindergebete sind leer und kalt und eigentlich nur Überreste des jüdischchristlichen Opferglaubens, der durch Unschuldige statt durch Unschuld versöhnen und gewinnen will. – Jean Paul
Kleider sind die Waffen, womit die Schönen streiten und die sie, gleich den Soldaten, nur dann von sich werfen, wenn sie überwunden sind. – Jean Paul
Gerechter Himmel! Aus wievielen Marterstunden der Tiere lötet der Mensch eine einzige Festminute der Zunge zusammen! – Jean Paul
Schon als Kind liebt die Frau einen Vexier-Menschen, die Puppe, und arbeitet für diese; der Knabe hält sich ein Steckenpferd und eine Bleimiliz und arbeitet mit dieser. – Jean Paul
Eine Religion nach der andern löscht aus, aber der religiöse Sinn, der sie alle schuf, kann der Menschheit nie getötet werden. – Jean Paul
Gesetze, Zeiten, Völker überleben sich. Nur die Sternbilder der Kunst schimmern in alter Unvergänglichkeit über den Kirchhöfen der Zeit. – Jean Paul
Die Armut und die Hoffnung sind Mutter und Tochter. Indem man sich mit der Tochter unterhält, vergißt man die andere. – Jean Paul
In nichts offenbart sich die herzlose Maschinenhaftigkeit der Neuern mehr als in der Dürre ihrer Feste. – Jean Paul
Schwache und verschobene Köpfe verschieben und verändern sich am wenigsten wieder, und ihr innerer Mensch kleidet sich sparsam um. Ebenso mausern Kapaune sich nie. – Jean Paul
Man kann jemanden bis zum Verstummen widerlegen, ohne ihn doch zu überzeugen. Das Gefühl überlebt die Einsicht wie der Schmerz die Trostgründe. – Jean Paul
Man gibt seine Kinder auf die Schule, daß sie still werden, auf die Hochschule, daß sie laut werden. – Jean Paul
Der Sieger wird genannt, aber selten die Sieger, mehr der befehlende Mut als der gehorchende. – Jean Paul
Der despotische Thron ist die hervorragende Turmspitze eines von Bergen verschütteten Dorfes. – Jean Paul
Charakter ist ein Fels, an welchem gestrandete Schiffer landen und anstürmende scheitern. – Jean Paul
Der rechte Genius beruhigt sich von innen; nicht das hoch auffahrende Wogen, sondern die glatte Tiefe spiegelt die Welt. – Jean Paul
Ich ärgerte mich über den Menschenlärm unter mir und konnte nicht eher schlafen, als bis ich wußte, es waren Pferde. – Jean Paul
Man sollte überhaupt die meisten totschiessen in der schönen Jugend, ausgenommen die wenigen Männer, die genial wären und die wenigen Frauen, die sanft wären. – Jean Paul
Unsittliche Frechheit könnte man mit Arseniksublimat vergleichen, das die Farbenstoffe glänzender macht, am Ende aber den Zeug zerfrißt und dessen Träger vergiftet. – Jean Paul
Fürsten können von ihrer Würde nie groß genug, von ihrem persönlichen Gewichte nie bescheiden genug denken, dürfen also dieses nie mit jener vermengen. – Jean Paul
Dass der Verstand erst mit den Jahren kommt, sieht man nicht eher ein, als bis der Verstand und die Jahre da sind. – Jean Paul
Ich möchte noch heute den Totenschädel des Mannes streicheln, der die Ferien erfunden hat. – Jean Paul
Um sich etwas zu erklären, nimmt die große Welt lieber die entsetzlichste Sünde als eine gewöhnliche an. – Jean Paul
Verbote wirken nichts, aber Beispiele der Milde tun alles, entweder erzählte oder gegebne, Ton und Tat. – Jean Paul
Die Träne des Grams ist nur eine Perle vom zweiten Wasser, aber die Freudenträne ist eine vom ersten. – Jean Paul
Die Satire bessert selten. Darum sei sie nicht bloß lächelnd, sondern bitter, um die Toren, die sie nicht bessern kann, wenigstens zu bestrafen. – Jean Paul
So sehr wirkt fast die Menge wie Größe , daß zehn Schubkärrer hintereinander schon einen bedeutenden Eindruck machen. – Jean Paul
An den Menschen sind, wie an den Büchern, vorn und hinten zwei leere, weiße Buchbinderblätter - Kindheit und Greisenalter. – Jean Paul
Wenn man beim Stiche der Biene oder des Schicksals nicht stille hält, so reißet der Stachel ab und bleibt zurück. – Jean Paul
Jedes Ich zerteilt sich nämlich in einen Lehrer und in dessen Schüler oder zerspällt sich in den Lehrstuhl und in die Schulbank. – Jean Paul
In der Kinderwelt steht die ganze Nachwelt vor uns, in die wir wie Moses ins gelobte Land nur schauen, nicht kommen. – Jean Paul
Das Gespräch der meisten Gelehrten untereinander ist weiter nichts als ein gegenseitiges heimliches, höfliches Examen. – Jean Paul
Zwei Dinge vergißt ein Mädchen am leichtesten: Erstlich wie sie aussieht - daher die Spiegel erfunden wurden - und zweitens, worin sich das von daß unterscheidet. – Jean Paul
Die Geschichte belehrt fast niemand als die Gelehrten, die sie lehren, selten die Gewaltigen, welche die Geschichte selber regieren und erzeugen helfen. – Jean Paul
Das Peinlichste am körperlichen Schmerz ist das Unkörperliche, nämlich unsere Ungeduld und unsere Täuschung, daß er immer wäre. – Jean Paul
Gegen das Fehlschlagen eines Plans gibt es keinen besseren Trost, als auf der Stelle einen neuen zu machen. – Jean Paul
Statt einen Scheffel Salz mit einem Freund zu essen, braucht man nur sechs Meilen mit ihm zu reisen. – Jean Paul
Solange das Wort Gott in einer Sprache noch dauert und tönt, richtet es das Menschenauge nach oben. – Jean Paul
Nichts ist gefährlicher, als zwei Menschen auszusöhnen. Sie zu entzweien ist viel sicherer und leichter. – Jean Paul
Der Mensch schneidet nicht seine Handlungen und Neigungen nach seinen Grundsätzen, sondern diese nach jenen zu. – Jean Paul
Unsere zwecklose Tätigkeit, unsere Griffe nach Lust müssen höheren Wesen vorkommen wie das Langen des Sterbenden nach dem Deckbett. – Jean Paul
In starken Menschen werden große Schmerzen und Freuden zu überschauenden Anhöhen des ganzen Lebensweges. – Jean Paul
Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation. – Jean Paul