Es kann geschehen, daß es Glück in einer Begierde gibt, aber die Glückseligkeit erscheint nur da, wo alle Bande gebrochen sind. Die Glückseligkeit ist mit dieser Welt nicht vereinbar. – Emile Michel Cioran
Ohne eine allumfassende Enttäuschung kann es keine allumfassende Erkenntnis geben. – Emile Michel Cioran
Das ganze Geheimnis des Lebens läuft darauf hinaus, dass es keinerlei Sinn hat; dass aber jeder von uns dennoch einen ausfindig macht! – Emile Michel Cioran
Alles durchschaut haben und dennoch am Leben bleiben - es gibt keinen unmöglicheren Zustand. – Emile Michel Cioran
Das gesamte Christentum ist nur ein Tränenanfall, von dem uns allein ein bitterer Nachgeschmack bleibt. – Emile Michel Cioran
Von Natur aus bin ich jedem Unternehmen gegenüber abweisend, daß ich, um mich zu einem solchen zu entschließen, zuvor in einer Biographie von Alexander oder Dschingis-Khan blättern muss. – Emile Michel Cioran
Man kann gewiß sein, daß das 21. Jahrhundert, das weit fortgeschrittener sein wird als das unsere, in Hitler und Stalin harmlose Sängerknaben sehen wird. – Emile Michel Cioran
Man kann nichts von nichts sagen. Daher kann es keine Grenze für die Zahl der Bücher geben. – Emile Michel Cioran
Ich kann nichts unternehmen, wenn ich nicht von dem, was ich weiß, absehe. Sobald ich es ins Auge fasse und daran denke, sei es auch nur eine Sekunde, verliere ich den Mut, löse ich mich auf. – Emile Michel Cioran
Ich verachte die Christen, weil sie imstande sind, ihre Nächsten aus der Nähe zu lieben. Ich bedarf, um den Menschen neu zu entdecken, der Sahara-Wüste. – Emile Michel Cioran
Alles reduziert sich schließlich auf die Begierde und die Abwesenheit von Begierde. Der Rest ist Nuance. – Emile Michel Cioran
Wer sich selbst überlebt, verfehlt seine Biographie. Letzten Endes können nur die abgebrochenen Schicksale als vollendet gelten. – Emile Michel Cioran
Je weiter der Mensch fortschreitet, je weniger Dinge wird er finden, zu denen er sich bekehren kann. – Emile Michel Cioran
Sich befreien heißt, sich über die Irrealität freuen und sie in jedem Augenblick suchen. – Emile Michel Cioran
Das Auge der Erkenntnis, ein Analphabet kann es besitzen und sich damit über jeden Wissenschaftler erheben. – Emile Michel Cioran
Das Glück ist dermaßen selten, weil man es erst nach dem Alter erlangt, in der Senilität - eine Gunst, die sehr wenigen Sterblichen beschieden ist. – Emile Michel Cioran
Es ist nicht leicht, eine Neurose zu erwerben; wem dies gelingt, der verfügt über ein Vermögen, das aus allem Gewinn zieht: aus den Erfolgen wie aus den Niederlagen. – Emile Michel Cioran
Die eingebildeten Schmerzen sind weitaus die wahrhaftigsten, da man ihrer ständig bedarf und sie ständig erfindet; weil man unmöglich auf sie verzichten kann. – Emile Michel Cioran
Der Wein hat mehr dazu beigetragen, die Menschen Gott anzunähern, als die Theologie. Seit langem haben die traurigen Trunkenbolde - gibt es denn überhaupt andere? - die Eremiten übertroffen. – Emile Michel Cioran
Europas Zukunft hängt davon ab, ob man die schwerblütigen Völker versüdlichen kann. – Emile Michel Cioran
Im Pessimisten vereinigen sich eine unwirksame Güte und eine unbefriedigte Bosheit. – Emile Michel Cioran
Nur Menschen, die suchen, aber nicht finden wollen, konnten Virtuosen des inneren Dramas werden. – Emile Michel Cioran
Da Freundschaft mit Wahrheit unvereinbar ist, ist einzig der stumme Dialog mit unseren Feinden fruchtbar. – Emile Michel Cioran
Das Paradoxe verleiht dem Leben den Zauber ausdrucksfähiger Absurdität, gibt ihm das zurück, was es ihm von Anfang an beigelegt hat. – Emile Michel Cioran
Man schreibt nicht, weil man etwas zu sagen hat, sondern weil man Lust hat, etwas zu sagen. – Emile Michel Cioran
Die Menschen leiden an der Zukunft, stürzen sich ins Leben, flüchten die Zeit, suchen. Und nichts schmerzt mich mehr denn ihre suchenden, vergeblichen, doch der Vergeblichkeit baren Augen. – Emile Michel Cioran
In jedem Menschen schlummert ein Prophet: erwacht er, so gibt es ein klein wenig mehr des Übels in der Welt. – Emile Michel Cioran
Es gibt keine Lösung für ein Problem. Die Gesamtheit der unlösbaren Probleme wirft einen zitternden Schatten auf die Dinge. – Emile Michel Cioran
Einem chinesischen Weisen zufolge wäre eine einzige Stunde Glück alles, was ein Hundertjähriger nach reiflichem Nachdenken über die Wechselfälle seines Lebens zugeben könnte. – Emile Michel Cioran
Die Leere ist das Nichts ohne seine negativen Bestimmungen, das transfigurierte Nichts. – Emile Michel Cioran
Indem die Natur den Menschen zuließ, hat sie viel mehr als einen Rechenfehler begangen: ein Attentat auf sich selbst. – Emile Michel Cioran
Das Erwachen hängt nicht von den intellektuellen Fähigkeiten ab: man kann genial sein und im Spirituellen ein Simpel. – Emile Michel Cioran
In den Qualen des Intellekts findet sich eine Haltung, die man vergebens in denen des Herzens suchen würde. Die Skepsis ist die Eleganz der Angst. – Emile Michel Cioran
Man würde sich leicht an die Kümmernisse gewöhnen, wenn die Vernunft oder die Leber ihnen nicht erlägen. – Emile Michel Cioran
Das Glück ist nicht in der Begierde, sondern in der Abwesenheit von Begierde, genauer, in der Begeisterung für diese Abwesenheit. – Emile Michel Cioran
Die wahre moralische Vornehmheit besteht in der Kunst, seine Siege als Niederlagen zu kostümieren. – Emile Michel Cioran
Nur Kindern und Narren verzeihen wir, daß sie uns die Wahrheit sagen; die anderen werden es früher oder später büßen. – Emile Michel Cioran
Auf spiritueller Ebene ist jeder Schmerz eine Chance – nur auf spiritueller Ebene. – Emile Michel Cioran
Nur der Schriftsteller ohne Leser kann sich den Luxus leisten, aufrichtig zu sein. Er wendet sich an niemanden, höchstens an sich selber. – Emile Michel Cioran
Das Wort und das Schweigen. Man fühlt sich eher in Sicherheit bei einem Irren, der redet, als bei einem Irren, der den Mund nicht auftun kann. – Emile Michel Cioran
Glücklich die vor der Wissenschaft Geborenen, denen es vergönnt war, gleich an ihrer ersten Krankheit zu sterben! – Emile Michel Cioran
Da niemand an seinem Mangel an Leiden Genuß hat, kann man ohne Übertreibung von einer gerechten Strafe für die Gesunden sprechen. – Emile Michel Cioran
Es ist kaum glaublich, bis zu welchem Punkt die Angst am Fleisch hängt; sie klebt daran, ist von ihm untrennbar und fast ununterscheidbar. – Emile Michel Cioran
Herr, bist du etwa nur ein Irrtum des Herzens, wie die Welt ein Irrtum des Geistes ist? – Emile Michel Cioran
Je mehr man sich dem Nichtigen öffnet, je mehr man sich von ihm durchdringen läßt, desto mehr entzieht man sich der Schicksalhaftigkeit, man selber zu sein, Mensch zu sein, Lebender zu sein. – Emile Michel Cioran
Ohne Wille kein Konflikt; mit den Willenlosen ist jede Tragödie ausgeschlossen. Dennoch kann der Mangel an Willen schmerzlicher empfunden werden als ein tragisches Schicksal. – Emile Michel Cioran
Das sicherste Mittel, sich nicht zu täuschen: eine Gewißheit nach der andern zu unterminieren. Dennoch bleibt, daß alles, was zählt, außerhalb des Zweifels getan wurde. – Emile Michel Cioran
Ich habe versucht, den Zweifel als eine Arznei gegen das Bangen zu benützen. Die Arznei hat sich schließlich mit dem Übel verbündet. – Emile Michel Cioran
Meine Vision der Zukunft ist so genau, daß ich, falls ich Kinder hätte, sie sogleich erwürgen würde. – Emile Michel Cioran
Glück und Unglück machen mich gleicherweise unglücklich. Wieso ziehe ich dann ersteres manchmal vor? – Emile Michel Cioran
Zugleich die Lust auf Provokation und Rückzug haben, instinktmäßig ein Störenfried und aus Überzeugung ein Leichnam sein! – Emile Michel Cioran
Die Leere – das Selbst ohne das Selbst – ist die Liquidierung des Abenteuers des „Ich“, es ist das Sein ohne jede Spur von Sein, ein seliges Untergehen, eine unvergleichliche Katastrophe. – Emile Michel Cioran
An den Verheißungen der Utopie scheint alles bewundernswert und ist alles falsch; an den Feststellungen der Reaktionäre ist alles verabscheuenswert und scheint alles wahr. – Emile Michel Cioran
Im Grunde sind alle Ideen falsch und absurd. Es bleiben nur die Menschen, so wie sie sind. – Emile Michel Cioran
In der Verfassung eines idealen Staates sollte an erster Stelle das Recht stehen, alle, die uns lästig werden, auszumerzen. – Emile Michel Cioran
Schüchtern, ohne Dynamik, ist das Gute unfähig, sich mitzuteilen, das viel eifrigere Böse will sich übertragen und erreicht es, denn es besitzt das zweifache Privilegium, faszinierend und ansteckend zu sein. – Emile Michel Cioran
Unheilbar - ein ehrenvolles Eigenschaftswort, das nur einer einzigen Krankheit, der furchtbarsten von allen, gegönnt werden sollte: der Begierde. – Emile Michel Cioran
Derjenige, der weiß, hat sich von allen Fabeln getrennt, die die Begierde und das Denken schaffen, er hat sich aus dem Stromkreis ausgeschaltet, er willigt nicht mehr in den Trug ein. – Emile Michel Cioran
Man muß bis zum Ende leiden, bis zum Augenblick, in dem man aufhört, an das Leiden zu glauben. – Emile Michel Cioran
Das Unbewußtsein hingegen ist nahrhaft, stärkt, läßt uns an unseren Anfängen teilhaben, an unserer ursprünglichen Integrität, und taucht uns wieder in das wohltuende Chaos, das vor der Wunde der Individualisierung war. – Emile Michel Cioran
Jedes planmäßige Streben auch nach dem Nirwana selber ist eine Fessel, wenn man nicht bereit ist, davon abzusehen. – Emile Michel Cioran
Wenn man plötzlich erwacht und wieder einschlafen möchte, muß man jede Anwandlung von Gedanken, jeden Ansatz einer Idee zurückweisen. Die formulierte Idee, die überdeutliche Idee ist nämlich der ärgste Feind des Schlafes. – Emile Michel Cioran
Dem nicht völlig Befreiten, dem Willensschwankenden des Nirwana, widerfährt nichts so leicht und so häufig wie ein Rückfall in die früheren Schrecken. – Emile Michel Cioran
Wer keine Demütigungen kennengelernt hat, weiß nicht, was es heißt, auf der untersten Stufe seiner selbst anzukommen. – Emile Michel Cioran
Dabei gibt es keine Überlegung von Rang, die nicht aus einer Trunkenheit, einem Verlust der Kontrolle, einer Fähigkeit, in die Irre zu gehen und somit sich zu erneuern, entspringt. – Emile Michel Cioran